Landschaftsfotografie ist keine Zauberei und mit dem entsprechenden Grundlagenwissen kann jeder gute Reise- und Landschaftsfotos machen. Alles was man dazu braucht, ist eine gute Vorbereitung, ein wenig Erfahrung im Umgang mit der Kameratechnik und viel Geduld. Mit diesen zehn Tipps für die Landschaftsfotografie gelingen auch dir schicke Fotos.
Tipp 1 – Das Stativ
Ein Stativ ist in der Landschaftsfotografie Pflicht. Ich weiß, keiner schleppt gerne ein Stativ mit sich herum. Aber wenn du wirklich gut gestaltete Bilder machen willst, dann führt kein Weg am Stativ vorbei. Denn das Stativ sorgt nicht nur für unverwackelte und scharfe Aufnahmen, sondern gibt dir auch die Möglichkeit in Ruhe über die Bildgestaltung nachzudenken. Durch den Einsatz eines Stativs nimmst du dir automatisch mehr Zeit für die Bildgestaltung. Ist die Kamera erst einmal auf dem Stativ montiert und ausgerichtet, hast du die notwendige Ruhe um dich wirklich bewusst mit deinem Bild zu beschäftigen. Denn manchmal sind es Kleinigkeiten, die ein gutes Bild von einem durchschnittlichen unterscheiden. Ich bin deshalb der Meinung, dass gerade Anfänger in der Landschaftsfotografie ungemein von einem Stativ profitieren. Es gibt noch einen weiteren Grund für den Einsatz eines Stativs, denn auch für Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten ist ein Stativ unabdingbar. Gerade in der Landschaftsfotografie sind längere Belichtungszeiten keine Seltenheit. Denn oft wird morgens oder abends bei wenig Licht fotografiert. Zudem wird häufig abgeblendet um möglichst alles scharf zu bekommen, dadurch ergeben sich Belichtungszeiten, bei denen ohne Stativ kaum noch scharfe Bilder möglich sind. Wenn du also bisher kein Stativ verwendet hast, versuch es einfach mal, es bringt deine Landschaftsfotos definitiv voran.
Tipp 2 – Bildgestaltung mit der Drittel-Regel
Anfängern in der Landschaftsfotografie kann die Drittel-Regel ein große Hilfe sein. Denn gerade am Anfang macht man gerne den Fehler, möglichst alles von der tollen Landschaft im Bild zeigen zu möchten. Doch oftmals wirken Landschaftsbilder dann eher langweilig, weil eine eindeutige Gewichtung im Bild fehlt. Dem Betrachter fällt es dann schwer, das Wesentliche im Bild zu erkennen. Hier kann die Drittel-Regel eine große Hilfe sein, weil sie dich dazu zwingt, eine Entscheidung zu treffen, welche Elemente ins Bild sollen und wo diese platziert werden.
Tipp 3 – Finde einen Vordergrund
Die meisten Landschaftsbilder wirken nur dann richtig gut, wenn sie die Weite und Tiefe der Landschaft vermitteln. Wenn du mit einem Weitwinkelobjektiv arbeitest, ist eine räumliche Bildgestaltung mit Vorder- und Hintergrund unbedingt notwendig, sonst wirken die Bilder flach und langweilig. Deine Aufgabe als Landschaftsfotograf ist es daher immer, einen imposanten Vordergrund zu finden. Ein Stein oder Fels, Blüten, ein toter Baumstamm oder die Brandung am Meer eignen sich hervorragend, um einem Foto die richtige Tiefe zu verleihen.
Tipp 4 – Das richtige Licht
Das richtige Licht ist für mich der mit Abstand wichtigste Faktor bei der Landschaftsfotografie. Das tollste Motiv und die beste Fototechnik ist nutzlos, wenn das Licht nicht stimmt. Landschaftsfotografie ist deshalb eine ständige Jagd nach dem richtigen Licht und leider findest du das nicht zur Mittagszeit. Du musst dich daran gewöhnen, lange vor Sonnenaufgang aufzustehen und lange nach Sonnenuntergang ins Bett zu gehen. Die besten Bilder entstehen (mit wenigen Ausnahmen) immer in den Morgen- oder Abendstunden. Die tief stehende Sonne modelliert die Landschaft und verleiht ihr Strukturen und Tiefe. Die Farben sind warm und leuchten in satten Tönen. Ein interessanter Hingucker ist immer auch die Sonne selbst, wenn es gelingt diese so ins Bild einzubauen, dass einige schöne Lichtstrahlen den Blick des Betrachters auf sich ziehen. Ist die Sonne dann irgendwann untergegangen, muss für den Landschaftsfotografen noch lange nicht Feierabend sein, denn die blaue Stunde, also die Zeit nach Sonnenuntergang, ist ebenfalls immer gut für stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen.
Tipp 5 – Sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Leider kann man Licht und Wetter in der Landschaftsfotografie nicht beeinflussen. Aber man kann versuchen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wenn es gelingt eine tolle Landschaft bei spektakulärem Licht zu erwischen oder bei besonderen Wetterlagen, z.B. kurz vor einem Gewitter mit bedrohlichem Wolkenhimmel, dann wird das Bild fast automatisch gut. Wie schon gesagt: beeinflussen kann man das Licht in der Landschaftsfotografie nicht, aber man kann durchaus lernen, gutes Fotolicht vorherzusehen. Mit ein wenig Erfahrung kann man geeignete Wetterlagen bereits im Voraus erkennen. Es sind oftmals wiederkehrende Muster, die auf spektakuläre Lichtsituationen hindeuten. Beispiel: Wenn sich bei mir zuhause am Oberrhein gegen Abend eine Schlechtwetterfront von Westen her auflöst, dann wird sich höchstwahrscheinlich die untergehende Sonne unter die Wolkendecke schieben und das ergibt meistens spektakuläre Lichtstimmungen mit einem dramatischen Wolkenhimmel. Genau solche Lichtsituationen gilt es in der Landschaftsfotografie zu erwischen. Deshalb gilt: Wer gute Landschaftsfotos machen möchte, muss raus in die Natur, bei allen Wetterlagen und zu “unangenehmen” Tageszeiten.
Tipp 6 – Nutze Filter sinnvoll
Viele Leute denken, dass Vorsatzfilter in Zeiten von Photoshop und Co. überflüssig sind. Das ist falsch! Viele Effekte die mit Vorsatzfiltern erzielt werden können, sind am Computer gar nicht oder nur sehr schwer realisierbar. Mit einem Graufilter verlängert ihr die Belichtungszeit und erzeugt dadurch verschwommen ziehende Wolken oder sanft fließendes Wasser. Ein Grauverlaufsfilter hilft bei schwierigen Lichtsituationen, denn oftmals ist der Himmel im Vergleich zum Vordergrund viel zu hell. Mit dem Grauverlaufsfilter können diese viel zu hohen Kontraste in vielen Fällen kompensiert werden. Ein weiterer wichtiger Filter ist der Polfilter. Es sorgt für satte Farben, lässt unerwünschte Spiegelungen verschwinden und macht die Wolken am Himmel imposanter.
Tipp 7 – Fotografiere im manuellen Modus
Vergiss den Automatikmodus und fotografiere im manuellen Modus (M) oder mit der Zeitautomatik/Blendenvorwahl (A, AV). Im Automatik-Modus wählt die Kamera nicht immer die besten Einstellungen. Aus diesem Grund macht es Sinn, die Kamera im manuellen Modus zu betreiben. Im manuellen Modus hast du die volle Kontrolle über den Aufnahmeprozess, allerdings musst du auch am meisten aufpassen und selbst alles richtig einstellen. Das kann gerade am Anfang vom eigentlichen Motiv ablenken. Deshalb empfehle ich dir am Anfang den Modus Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik (A oder AV). Wie der Name schon sagt, gibst du in diesem Modus die Blende vor und die Kamera passt die Belichtungszeit automatisch an. Eine niedrige Blendenzahl (z.B. F2.8) bedeutet wenig Tiefenschärfe, d.h. es ist nur der Teil des Bildes scharf, auf den fokussiert wird. Dadurch ist es möglich wichtige Bildteile hervorzuheben, während unwichtige Bereiche in Unschärfe verschwimmen. Im Gegenzug bedeutet eine hohe Blendenzahl (z.B. F16), dass alles vom Vordergrund bis zum Hintergrund scharf abgebildet wird.
Tipp 8 – Nutze das Histogramm
Die meisten modernen Digitalkameras bieten die Möglichkeit einer Histogramm-Anzeige. Wer jetzt denkt das Histogramm wäre nur etwas für Technikfreaks, der irrt! Das Histogramm kann wirklich eine sehr gute Hilfe bei der korrekten Belichtung sein. Mit Hilfe des Histogramms kannst du sehr schnell feststellen, ob ein Bild zu dunkel oder zu hell belichtet ist. Natürlich kann man das aufgenommene Bild auf dem Kameradisplay prüfen, aber das täuscht manchmal, denn auch fehlbelichtete Fotos sehen auf dem Kameradisplay oftmals nahezu perfekt aus. Erst zuhause auf dem PC sieht man dann, dass die Belichtung doch nicht optimal ist. Dann ist es aber leider zu spät, denn eine falsche Belichtung lässt sich nur noch bedingt korrigieren (außer du fotografierst in RAW, mehr dazu im nächsten Tipp). Versuche daher immer ein möglichst mittiges Histogramm zu erzielen. Ist das Histogramm rechtslastig sind Teile des Fotos überbelichtet, ist es nach links verschoben sind Teile unterbelichtet.
Tipp 9 – Fotografiere im RAW Modus
Neben JPG bieten die meisten DSLR-Kameras und hochwertigen Kompaktkameras einen RAW-Aufnahmemodus. Fotos die im RAW-Format aufgenommen wurden haben in der Nachbearbeitung viel mehr Reserven als eine JPG-Datei. Die Möglichkeiten das Bild nachträglich zu korrigieren oder die Lichtstimmung bzw. den Weißabgleich anzupassen sind wesentlich besser. So lassen sich z.B. dunkle Bildbereiche mit wesentlich weniger Qualitätsverlusten aufhellen als bei einer JPG-Datei. Gleiches gilt für Sättigung, Kontrast, Belichtung, Weißabgleich, Schärfe und so weiter. In RAW fotografieren kostet zwar mehr Speicherplatz und die Nachbearbeitung ist aufwändiger, weil eine RAW-Datei zunächst in einer geeigneten Software (z.B. Lightroom) entwickelt werden muss, aber wenn du gehobene Ansprüche an deine Bilder hast, dann lohnt es sich definitiv.
Tipp 10 – Digitale Nachbearbeitung am PC
Ein digitale Nachbearbeitung am PC ist heute eigentlich Pflicht. Wenn du in RAW fotografierst bleibt dir sowieso nichts anderes übrig, weil das Bild entwickelt werden muss. Aber auch wenn du JPG-Bilder fotografierst, solltest Du zumindest grundlegende Korrekturen am PC durchführen. Zu den Pflichtaufgaben gehören Horizont begradigen und Staubflecken entfernen. Sinnvoll ist es zudem meistens noch, Kontrast, Farbsättigung, Weißabgleich und Schärfe anzupassen. Wenn nicht gerade die rein dokumentarische Darstellung dein Ziel ist, dann möchtest du wahrscheinlich, dass dein Bild so aussieht, wie du es im Moment der Aufnahme erlebt hast. Vielleicht prasselte dir der Regen ins Gesicht und der Wind trieb die Wolken vor sich her. Im Bild kommt diese Stimmung aber oftmals nicht so richtig rüber. Dann finde ich, darfst du dir durchaus die künstlerische Freiheit nehmen und in der Bildnachbearbeitung nachhelfen. Wenn es der Bildaussage dient, halte ich es für legitim und sinnvoll den Weißabgleich anzupassen, die Farbsättigung zu verstärken und den Kontrast zu erhöhen. Gerne darfst du auch die Wolken verdunkeln, damit diese dramatischer aussehen, zum Zeitpunkt der Aufnahme hast du es ja genau so erlebt. Für mein Empfinden ist (fast) alles erlaubt, was die Bildwirkung verbessert. Als Fotograf sollte man dann nur ehrlich sein und offen legen, wie das Bild realisiert wurde.