Der Schwarzwald, meine Heimatregion im Südwesten Deutschlands, hat immer wieder seinen ganz eigenen Reiz. Egal wie oft ich dort unterwegs bin, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Der Herbst verwandelt die Natur im Schwarzwald in ein Farbenmeer und bringt faszinierende Lichtstimmungen, die mein Herz als Landschaftsfotograf höher schlagen lassen. Ende Oktober ist es deshalb wieder soweit und ich starte eine mehrtägige Fototour durch den Schwarzwald, um die Schönheit dieser Region mit der Kamera einzufangen. Begleitet werde ich von meinem Hund Sammy und gemeinsam machen wir uns im Campervan auf die Suche nach schönen Fotomotiven.
Gertelbach-Wasserfälle bei Bühl
Die Reise beginnt bei Bühl im Nordschwarzwald. Mein erstes Fotoziel sind die Gertelbach-Wasserfälle bei Bühlertal. Als ich dort ankomme, regnet es in Strömen. Die perfekten Bedingungen für mein Vorhaben! Ich montiere noch schnell den Polfilter auf meine Kamera und starte dann vom Parkplatz beim Wiedenfelsen zu der ersten Entdeckungstour. Die Herbstfarben des Waldes bilden einen wunderschönen Kontrast zum kühlen Blau des Wassers. Jeder Schritt entlang des Bachlaufes eröffnet neue Perspektiven und Fotomöglichkeiten.
Die Gertelbach-Wasserfälle sind besonders im Herbst ein atemberaubender Fotospot, der auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf. Der Gertelbach schlängelt sich wild durch den urigen Bergmischwald, begleitet von einem Konzert aus rauschendem Wasser. Der Bachlauf stürzt über die zahlreichen kleinen und großen Felsen und windet sich sprudelnd zwischen ihnen hindurch. Mal sanft und leise, mal wild und tosend. Der idyllische Bachlauf mit seinem schmalen Wanderpfad und den in Stein gehauenen Treppen verleihen dem Ort eine mystische Atmosphäre. Die Gertelbach-Wasserfälle sind ein wahres Juwel im Schwarzwald und ein Paradies für Naturfotografen.
Sonnenuntergang auf der Hornisgrinde
Von den Gertelbach-Wasserfällen ist es nur ein Katzensprung bis zur Schwarzwaldhochstraße. Während der Fahrt genieße ich die tollen Ausblicke und erreiche schon bald den Mummelsee und den höchsten Berg im Nordschwarzwald, die Hornisgrinde. Es ist schon Abend und der Sonnenuntergang entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einem wahren Spektakel. Das Abendlicht taucht die Landschaft in ein warmes, rötliches Licht. Die Wolken glühen und ziehen dramatisch über den Himmel, und immer wieder durchbrechen Sonnenstrahlen die Wolken, um die Rheinebene in ein zauberhaftes Licht zu tauchen. Für einen kurzen Moment fällt ein Sonnenstrahl direkt auf das Achertal und lässt die Gemeinde Ottenhöfen wie im Rampenlicht erstrahlen.
Die Lichtstimmung ist einzigartig, und ich bin fasziniert von den Farbspielen am Himmel. Der Blick durch den Sucher meiner Kamera lässt mich den Moment noch intensiver spüren. Wieder einmal stelle ich fest, dass vermeintlich schlechtes Wetter oftmals die besten Bildmotive ergibt.
Ellbach bei Baiersbronn
Der nächste Tag beginnt recht unspektakulär. Der Himmel ist grau bewölkt und aus Fotografensicht eher langweilig. Ich entscheide mich deshalb erneut für Wasser und Wald als nächstes Fotoziel und nehme Kurs auf den malerischen Ellbach bei Baiersbronn. In einem Seitental von Baiersbronn schlängelt sich der Ellbach durch einen alten Wald. Das Bachbett ist von moosbewachsenen Steinen und Felsen gesäumt und das Ufer mit buntem Herbstlaub bedeckt. Es fühlt sich an, als wären wir in einem Märchenwald gelandet.
Nach einiger Zeit erreiche ich einen besonders fotogenen Ort mit großen Felsblöcken im Wasser, die als Trittstufen zum Queren des Baches dienen. Das glasklare Wasser und die Herbstfarben, die sich darin spiegeln, sehen toll aus. Ich verbringe mehrere Stunden am Bach und entdecke mit meiner Kamera immer neue Perspektiven. Dieser Ort fasziniert mit Stille und Ruhe und ich habe das Gefühl, dass ich im Einklang mit der Natur bin.
Schliffkopf, Schwarzwaldhochstraße
Spät am Nachmittag geht es von Baiersbronn wieder zurück zur Schwarzwaldhochstraße und weiter zum Schliffkopf, dem nächsten Aussichtsberg auf meiner Tour. Das Wetter meint es erneut gut mit mir und es entwickelt sich ein traumhafter Sonnenuntergang. Die tiefstehende Sonne taucht den Himmel in warme Rottöne, während die Landschaft in ein magisches Abendlicht gehüllt wird. Als Hauptmotiv für diesen Abend habe ich die Aussichtsplattform „Steinmäuerle“ ganz in der Nähe des Schliffkopf-Hotels ausgewählt. Von hier habe ich einen Panoramablick, der seinesgleichen sucht.
Doch nicht nur das Panorama begeistert mich, auch die Grindenvegetation erstrahlt in den schönsten Herbstfarben. Ich versuche das Farbenmeer als Vordergrund in meine Fotoaufnahmen zu integrieren. Dabei versinke ich förmlich in der Szenerie und verliere komplett die Zeit aus den Augen. Ein ums andere Mal drücke ich den Auslöser und versuche so viele Motive wie möglich einzufangen. Doch die Sonne verschwindet viel zu schnell hinter dem Horizont und nur kurze Zeit später ist der Zauber vorbei. Gerne hätte ich noch andere Perspektiven und Brennweiten ausprobiert. Doch für heute ist erstmal Schluss und ich mache mich auf den Rückweg zu meinem Campervan. Mit dem bisherigen Verlauf meiner Fototour bin ich sehr zufrieden und freue mich bereits auf das Sichten der aufgenommenen Fotos.
Wanderung zu den Triberger Wasserfällen
Am nächsten Morgen fahre ich weiter zu den Triberger Wasserfällen. Ich parke meinen Campervan auf dem Wanderparkplatz „Geutsche“ und laufe los in Richtung Wasserfälle. Der Weg führt durch abwechslungsreiche Wälder und schon bald erreiche ich die Triberger Wasserfälle. Dort angekommen, schlendere ich erstmal gemütlich an den Wasserkaskaden entlang und mache einige Langzeitbelichtungen. Das weiche, fließende Wasser ergibt tolle Aufnahmen, die die unbändige Kraft des Wassers einfangen. Während ich an den Wasserfällen nach Fotomotiven Ausschau halte, hüpfen immer wieder Eichhörnchen über den Weg. Die Triberger Wasserfälle sind nicht umsonst ein äußerst beliebter Fotospot im Schwarzwald. Dummerweise habe ich das Stativ im Wohnmobil vergessen, d.h. meine Lumix G9-Kamera darf die Leistungsfähigkeit ihres Bildstabilisators unter Beweis stellen. Ich bin immer wieder beeindruckt, welche langen Belichtungszeiten damit freihand möglich sind. Mit der Lumix G9 schaffe ich scharfe Aufnahmen mit zwei Sekunden Belichtungsdauer frei aus der Hand zu fotografieren. Das genügt, um das Wasser im Foto schön fließend und seidig abzubilden.
Nebelmeer über dem Hochschwarzwald
Am Nachmittag fahre ich weiter und erreiche einige Zeit später mein nächstes Ziel, die Gemeinde Sankt Märgen im Hochschwarzwald. Als ich dort ankomme, regnet es in Strömen. An Fotografieren ist bei diesem Wetter erstmal nicht zu denken. Erst kurz nach Sonnenuntergang klart der Himmel etwas auf und ich kann immerhin noch ein einzelnes Foto aufnehmen, bevor es draußen komplett dunkel wird. Fotografisch gesehen, ist der Abend eher enttäuschend. Doch manchmal hält die Natur Überraschungen bereit, und das erlebe ich am nächsten Morgen.
Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster des Wohnmobil blicke, staune ich nicht schlecht. Über Nacht hat sich ein beeindruckendes Nebelmeer gebildet. Die aufgehende Sonne taucht die Landschaft in ein spektakuläres Licht und der Nebel verleiht der Szenerie eine mystische Atmosphäre. Sofort bin ich hellwach und mache meine Fotodrohne startklar. Die Nebelschwaden im intensiven Morgenlicht und die Kontraste aus Licht und Schatten bieten Motive, wohin das Auge blickt. Ich schicke meine fliegende Kamera in den Himmel, um dieses Naturspektakel aus der Luft einzufangen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Es entstehen sehr schöne Bilder und Videos an diesem Morgen. Die Natur ist oftmals unberechenbar, aber Geduld und Ausdauer zahlen sich bei der Landschaftsfotografie fast immer aus – und ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu. Wenn man dann solche magischen Momente erwischt, ist das die beste Belohnung, die es in der Landschaftsfotografie geben kann.
Windgfällweiher im Morgenlicht
Von Sankt Märgen fahre ich weiter durch den Hochschwarzwald. Ich passiere den Titisee und biege bei Bärental ab in Richtung Schluchsee. Als ich den Windgfällweiher erreiche, erlebe ich eine weitere mystische Morgenstimmung. Nebelschwaden ziehen über den kleinen See und die Bäume spiegeln sich im Wasser. Es ist, als ob die Natur ihren Atem anhält. Ich lasse die ruhige Atmosphäre des Windgfällweihers auf mich wirken und nutze die Gelegenheit für weitere Fotoaufnahmen, bevor ich meine Reise in Richtung Menzenschwand fortsetze.
Menzenschwander Wasserfälle
Zur Mittagszeit erreiche ich den nächsten Fotospot auf meiner Reise, die Menzenschwander Wasserfälle. Auch diese Wasserfälle sind von einer mystischen Atmosphäre umgeben, die mich sofort in ihren Bann zieht. Leider hat sich inzwischen schönes Herbstwetter eingestellt, mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Düsteres Regenwetter würde eigentlich viel besser zu diesem Motiv passen. Aber was soll’s, ich mache trotzdem einige Fotos und nehme mir vor, irgendwann bei besseren Bedingungen (also schlechtem Wetter 😉) zurückzukehren.
Nachdem ich die Wasserfälle erkundet habe, mache ich noch eine Rundwanderung über den Menzenschwander Geißenpfad und komme dabei auch an der Menzenschwander Kluse vorbei, ein künstlich angelegtes Wehr, welches früher zum Aufstau für Holzstämme genutzt wurde.
Sonnenuntergang auf dem Stübenwasen
Am Abend steht für mich eine Gipfelpremiere auf dem Programm. Feldberg, Herzogenhorn, Belchen und viele weitere Gipfel im Südschwarzwald habe ich bereits erwandert. Auf dem Stübenwasen, einem Nebengipfel des Feldbergmassiv, war ich bisher aber noch nicht. Von Todtnauberg starte ich die Wanderung in Richtung Gipfelplateau, welches ich kurz vor Sonnenuntergang erreiche. Schon wieder habe ich Glück mit dem Wetter und erlebe einen wundervollen Sonnenuntergang auf dem Stübenwasen. Im schönsten Abendlicht fotografiere ich das Gipfelpanorama, mitsamt der längsten Bankliege der Welt. Auch hier im Südschwarzwald leuchtet das herbstlich-bunte Heidekraut im Sonnenuntergang, und die Landschaft sieht aus wie ein Gemälde. Viel besser als erwartet und einfach nur traumhaft schön hier oben!
Nachdem ich unzählige Fotos eingefangen habe, machen sich die kürzer werdenden Herbsttage bemerkbar. Bereits kurz nach Sonnenuntergang wird es schnell dunkel auf dem einsamen Gipfel. Im Lichtschein der Stirnlampe geht es durch den Wald zurück zum Wanderparkplatz bei Todtnauberg. Als ich meinen Campervan erreiche, ist es bereits stockdunkel und ich freue mich nach dem anstrengenden Tag auf eine Mütze Schlaf.
Früh am nächsten Morgen klingelt mein Wecker und ich mache mich erneut auf den Weg zum Gipfel des Stübenwasen. Dieses Mal möchte ich den Sonnenaufgang am Gipfel fotografieren. Die Sicht ist leider nicht so perfekt wie erhofft, der Himmel ist mit dünnen Wolkenschleiern durchzogen. Dennoch reicht der Blick vom Schwarzwald bis zu den Alpen. Die Gipfel der Alpenkette leuchten im Morgenlicht, und ich halte diesen Moment im Bild fest. Die Stille hier oben in den frühen Morgenstunden ist unbeschreiblich. Die kühle Herbstluft und der Blick auf die majestätische Landschaft sind einfach pures Schwarzwaldgefühl. Zufrieden kehre ich gegen Mittag zu meinem Wohnmobil zurück, mit vielen schönen Erinnerungsfotos auf der Speicherkarte.
Fazit
Meine Fototour durch den Schwarzwald im Herbst 2023 ist ein weiteres kleines Abenteuer in meinem Tagebuch als Landschaftsfotograf. Auch bei dieser Tour zeigte sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Die Herbstfarben und die teils nebligen Regentage haben die Landschaft immer wieder in neuen Facetten präsentiert. Bei meiner Tour habe ich bekannte Fotolocations besucht und neue Orte erkundet. Obwohl ich seit vielen Jahren regelmäßig im Schwarzwald unterwegs bin, gibt es immer wieder neue Motive zu entdecken.
Die Natur im Schwarzwald ist ein ständig wechselndes Kunstwerk, das sich mit den Jahreszeiten verändert. Kein Ort zeigt sich zweimal gleich, bei jedem Besuch entstehen komplett neue Bilder. Der Schwarzwald wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste fotografische Entdeckungsreise in dieser faszinierenden Landschaft.
Weitere Fotos von der Tour