Aufgrund der landschaftlichen Vielfalt und den kurzen Entfernungen, soll Gran Canaria für Landschaftsfotografen ein lohnendes Reiseziel sein. Ob dem tatsächlich so ist, wollten meine Frau und ich während eines Kurztrips selbst in Erfahrung bringen. Ich kann schon jetzt verraten: wir wurden nicht enttäuscht!
Gran Canaria ist mit einer Fläche von 1560 km² nach Teneriffa und Fuerteventura die drittgrößte der Kanarischen Inseln. Die zu Spanien gehörende Insel ist annähernd kreisförmig und hat einen Durchmesser von rund 50 Kilometer sowie eine Küstenlänge von ca. 236 Kilometer.
Die landschaftliche Vielfalt auf Gran Canaria führte dazu, dass fast die Hälfte der Insel zum UNESCO Biosphären-Reservat ernannt wurde. Gran Canaria wird oftmals als kleiner Kontinent beschrieben und tatsächlich bietet die Insel eine enorm abwechslungsreiche Natur auf kleinstem Raum. Es gibt wüstenähnliche Gebiete, wie z.B. die Dünen bei Maspalomas, aber auch grüne Täler, lange Sandstrände und in der Inselmitte erheben sich schroffe Gebirgszüge mit fast 2.000 Metern Höhe. Während der Süden warm und trocken ist, zeigt sich der Norden grün und fruchtbar. Insgesamt 14 Mikroklimazonen sorgen für eine abwechslungsreiche Flora und Fauna.
Kein Wunder also, dass Gran Canaria als „Kontinent im Kleinen“ bezeichnet wird. Berggipfel wechseln sich ab mit tief eingeschnittenen Flusstälern, dazwischen trifft man auf grüne Oasen, ausgedehnte Wälder, Seen und Wüstenlandschaften. Hoch oben über dieser landschaftlichen Vielfalt thronen der Pico de las Nieves mit 1.949 m sowie der 1.813 m hohe Roque Nublo, das Wahrzeichen der Insel.
Die Reiseroute
Für unseren Kurzurlaub in den Fasnachtsferien (Mitte Februar) hatten wir 5 Tage und 3 Hotels eingeplant. Vom Flughafen im Osten ging es zunächst an der Nordküste entlang bis nach Agaete im Nordwesten, dann weiter in die Inselmitte nach Cruz de Tejeda und als letzte Station an die Südküste nach San Agustín. Wie fast alle unsere Reisen, begann auch der Kurzurlaub auf Gran Canaria an unserem Heimat-Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg. Nach rund 4 Stunden Flugzeit mit EasyJet landeten wir auf dem “Aeropuerto de Gran Canaria”. Am Flughafen übernahmen wir unseren Mietwagen und fuhren los.
Agaete, malerische Häuser und tolle Fotospots
Die Insel ist mit ca. 50 Kilometern Durchmesser relativ klein. Das hat den Vorteil, dass alle Regionen relativ schnell mit dem Mietwagen erreichbar sind. Bereits nach rund 50 Minuten erreichten wir Agaete, wo wir die ersten beiden Nächte im “Hotel & Spa Cordial Roca Negra” verbrachten. Ein tolles Hotel direkt an der Küste gelegen. Vom Hotel führt ein kleiner Fußweg hinab zum Strand und an die Naturpools. Zum Baden war es eindeutig zu kalt, aber der Strand und die schöne Küstenlinie sind auch außerhalb der Badesaison einen Besuch wert. An der Strandpromenade finden sich viele schöne Fotomotive. Wir hatten Glück und an beiden Abenden während unseres Aufenthaltes in Agaete gab es wunderbare Sonnenuntergänge. Das Küstenpanorama in südlicher Richtung ist vor allem am Abend sehr fotogen. Für den Bildvordergrund finden sich am Strand zahlreiche Steine, Felsen und Wasserpfützen, in denen sich das Licht wunderbar spiegelt. Dahinter die Küstenlinie mit dem anbrandenden Meer und eine steil aufragende Bergkulisse vor der untergehenden Sonne. Wenn das Wetter mitspielt ist der Strand bei Agaete ein fantastisches Fotorevier mit vielfältigen Motiven.
Ich wäre gerne noch länger in Agaete geblieben, aber Gran Canaria hat ja noch viel mehr zu bieten. Deshalb ging es nach zwei Übernachtungen in Agaete weiter entlang der Westküste in Richtung Puerto de Mogán.
Der Westen – einsam, schroff und steil
Die Westküste Gran Canarias ist relativ dünn besiedelt. Das Landschaftsbild ist von schroffen Felsen und Steilküsten geprägt. Die Fahrt auf der GC-200 von Agaete nach Puerto de Mogán lohnt sich auf jeden Fall. An verschiedenen Haltebuchten und Parkplätzen bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf das Meer.
Als besonderen Tipp an der Küstenstraße GC-200 kann ich den “Mirador de Balcon” empfehlen. Der Aussichtspunkt liegt direkt neben der Straße und bietet einen fantastischen Ausblick auf die Steilküste. In der Umgebung gedeiht eine üppige Vegetation mit Blumen, Kakteen, Gräsern und Sträuchern, die sich bestens als Vordergrund für die Bildkomposition nutzen lassen. Generell muss ich eine Lanze brechen für die vielen tollen Aussichtspunkte auf Gran Canaria. Oftmals sind diese Aussichtspunkte nicht nur superschön gelegen, sondern leisten auch gute Dienste als Parkmöglichkeit, Rastplatz, Fotospot und Ausgangspunkt für Wanderungen.
Puerto de Mogán
Das Fischerdorf Puerto de Mogán gilt als das „kleine Venedig Gran Canarias“. Das Klima in der Gemeinde Mogán wurde von der UNESCO gar als eines der gesündesten der Welt ausgezeichnet. Der Yachthafen mit seinen vielen Cafés und Restaurants ist ein schöner Ort zum Flanieren, relaxen und das Leben genießen. Nachdem wir in einem netten kleinen Restaurant mit Meerblick lecker zu Mittag gegessen hatten, ging es weiter in Richtung Inselmitte.
Cruz de Tejeda
Unser nächstes Ziel war Cruz de Tejeda im Zentrum der Insel. Auf der Fahrt von der Küste ins Landesinnere eröffnet sich eine ganz andere Welt. Die abwechslungsreiche Berglandschaft bietet enge Schluchten, steile Pässe, idyllische Bergdörfer und immer wieder fantastische Ausblicke bis zur Küste. Während der Fahrt hat man immer wieder das Gefühl im Wilden Westen der USA zu sein. Die riesigen Schluchten und die rot gefärbten Felsformationen erinnern tatsächlich an die bekannte Landschaft in Amerika. Zahlreiche Parkplätze und abgehende Fußwege eröffnen tolle Wandermöglichkeiten entlang der zahlreichen Stauseen und durch die großen Kiefernwälder.
Auf der weiteren Fahrt machten wir noch einen Abstecher nach Artenara und schauten uns die Höhlenwohnungen und die Pfarrkirche San Matias an. Kurze Zeit später erreichten wir auch schon den Bergpass Cruz de Tejeda. Die Passhöhe liegt auf 1.500 m und ist einer der bedeutendsten Straßenkreuzungspunkt der Insel. Von der Passhöhe starten Wanderwege in alle Himmelsrichtungen und tief hinein in die einzigartige Landschaft der Vulkaninsel.
Schnee am Roque Nublo
Bei Cruz de Tejeda angekommen sagten wir kurz Hallo im Hotel und fuhren nochmal los in Richtung Roque Nublo. Das Wetter hatte sich leider ziemlich verschlechtert. Es waren nur noch wenige Grad über dem Gefrierpunkt und am Himmel brauten sich dunkle Wolken zusammen. Als wir das Wahrzeichen der Insel erreichten, den 1.813 m hohen Roque Nublo, zeigte sich dieser in einer düsteren und mystischen Stimmung. Der Himmel machte teilweise komplett zu und wir sahen keine 100 Meter weit, dann rissen die Wolken wieder auf und gaben den Blick in die Täler frei. Immer wieder zogen Regenwolken herein und hüllten die Berge in einen grauen Schleier. Der Wind peitschte uns Graupelschauer ins Gesicht und langsam begann es zu dämmern. Mit der Dämmerung wurde es zunehmend kälter und ungemütlicher. Dass es in den Bergen kühl werden kann, damit hatten wir gerechnet, aber als dann dicke Schneeflocken vom Himmel rieselten, wurde uns doch etwas mulmig. Die Tatsache, dass unser Mietwagen nur mit Sommerreifen ausgerüstet war, trug nicht unbedingt zur Besserung dieses unguten Gefühles bei.
Was soll’s, wir versuchten das Beste daraus zu machen und fuhren langsam wieder zurück zum Hotel bei Cruz de Tejeda. Ganz in der Nähe des Hotels entdeckten wir ein kleines Restaurant, in dem wir gemütlich zu Abend aßen. Wir saßen allerdings mit unseren Daunenjacken am Tisch, weil es im Restaurant keine Heizung gab. Die Besitzer erklärten uns, dass die meisten Häuser auf Gran Canaria keine richtige Heizung besitzen, denn hier wäre es ja immer warm und die aktuelle Wetterlage sei eine absolute Ausnahme. Nun denn, das Essen war trotzdem sehr lecker und wir fuhren zufrieden ins Hotel. Dort angekommen bezogen wir unser Zimmer und mussten feststellen, dass es auch auf unserem Hotelzimmer keine Heizung gab. Und es war inzwischen wirklich unangenehm kalt mit leichten Minusgraden. Zum Glück lagen im Schrank noch einige Zusatzdecken, in die wir uns für die Nacht einmummelten.
Pico de las Nieves
Am nächsten Morgen lag tatsächlich etwas Schnee und die Temperaturen waren noch immer ganz schön frostig. So hatten wir uns die Flucht aus dem kalten Deutschland auf das ganzjährig milde Gran Canaria nicht vorgestellt. Aber immerhin waren die Straßen frei und die graue Wolkendecke zeigte immer mehr Lücken. Als nächstes Ziel stand (passend zum Wetter) die “Schneespitze”, der 1.949 m hohe Pico de las Nieves, auf unserer Liste.
Die Fahrt dorthin war erneut sehr abwechslungsreich und bot viele schöne Fotomotive und tolle Ausblicke. Stauseen, Mandelbäume und mächtige Felsbrocken wechselten sich ab mit tief eingeschnittenen Tälern und lichten Kiefernwäldern. Beeindruckend war auch die Fahrt durch die kargen Waldbrandgebiete. Verheerende Waldbrände sind hier über große Flächen hinweg gewalzt und haben eine mystisch-gruselige Landschaft hinterlassen. Vor allem im Nebel wirken diese Wälder mit den kahlen Bäumen und dem schwarzen Ascheboden sehr gespenstisch. Als wir am Pico de las Nieves ankamen hatte sich das Wetter zum Positiven gewandelt. Bei strahlendem Sonnenschein blickten wir über das Wolkenmeer auf die Insel und sogar die Nachbarinsel Teneriffa mit dem mächtigen Teide war gut zu sehen.
Dschungelfeeling im Norden
Nach einer kleinen Wanderung am Pico de las Nieves, ging unsere Tour weiter. Der Tag war noch jung und wir entschieden uns für einen Abstecher in die grünen Täler im Norden. Der nördliche Teil von Gran Canaria ist im Vergleich zum Süden viel niederschlagsreicher und dadurch grüner. Es gibt große Lorbeerwälder und einige Kastanienhaine. An den Nordhängen treiben kühle Passatwinde die Wolken bis in die Berge hoch. Entsprechend üppig ist die Vegetation und zeigt eine große Artenvielfalt in Flora und Fauna. In manchen Tälern kommt man sich vor wie im Dschungel. Zwischen dichtem Grün plätschern Bäche, von den Felsen rauschen kleine Wasserfälle zu Tal und von den Bäumen hängen Lianen herab. Wirklich faszinierend, wie viele unterschiedliche Vegetationszonen die Insel aufzuweisen hat.
Nach diesem interessanten Ausflug in den Norden, führte unsere Route wieder ganz zurück an die Südküste. Ziel war die Ortschaft San Augustin mit unserem dritten Hotel, dem Meliá Tamarindos. Um möglichst viel von der Insel zu sehen, wählten wir für die Rückfahrt eine andere Route, die wiederum mit ganz neuen Landschaften und Ausblicken aufwartete. Überall auf der Insel gibt es landschaftliche Schätze zu entdecken, allerdings muss man dafür auch einige Stunden im Auto verbringen. Die Straßen sind meistens gut ausgebaut, aber dennoch oftmals schmal, kurvig und steil. Man kommt deshalb manchmal nur langsam voran und benötigt auch für relativ kurze Strecken viel Zeit. Außerdem ist die Fahrt auf manchen Straßen ein kleines Abenteuer. Die Straßenführung an den steilen Küstenabschnitten oder Berghängen ist stellenweise nichts für schwache Nerven. Wir waren auf Straßen unterwegs, bei denen es direkt neben dem Straßenrand gefühlte 1.000 Meter senkrecht nach unten ging. Eine Leitplanke zur Absicherung gab es nicht. Da steigt schon mal der Puls! Ein konzentriertes Fahren ist daher Pflicht und Höhenangst sollte man besser auch keine haben. Diese Aussagen sollen den Erlebniswert der Insel aber keineswegs mindern. Im Gegenteil: so viel Abwechslung hatte ich mir nicht mal im Traum erhofft. Gran Canaria wird seinem Ruf als “kleiner Kontinent” jedenfalls mehr als gerecht.
Strände und Dünen im Süden
Am frühen Abend erreichten wir San Augustin im Süden und bezogen unser Hotel. Nach dem Abendessen schlenderten wir noch am Strand entlang und ließen den Tag mit einem Glas Rotwein ausklingen. Am nächsten Morgen standen die Dünen von Maspalomas auf dem Programm.
Im südlichen Teil von Gran Canaria ist die Landschaft karg und trocken, dafür ist das Klima dort am mildesten. Selbst in den Wintermonaten fallen die Temperaturen selten unter angenehme 17 Grad. Entlang der Küste finden sich weitläufige Sandstrände und die zugehörigen Hotelburgen. Der Süden ist touristisch mit Abstand am stärksten frequentiert. Dennoch hat auch diese Region einige fotografische Highlights zu bieten. Ganz oben auf der Liste stehen natürlich die berühmten Dünen von Maspalomas. Eine Wüste auf einer Insel, das gibt es nirgendwo sonst. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 400 ha und besteht aus drei Ökosystemen. Neben den Dünen selbst, gehören noch ein Palmenhain und eine Süßwasserlagune zum Schutzgebiet. Die Lagune ist für viele Zugvögel ein beliebter Rastplatz. Die Dünen selbst befinden sich direkt neben der Lagune. Woher der Sand ursprünglich kommt, war lange Zeit unklar. Heute geht man davon aus, dass der Sand aus der Erosion der Felsenküste stammt sowie von zerriebenen Muschelschalen. Die Dünenlandschaft hat auf jeden Fall einen ganz eigenen Reiz und man fühlt sich tatsächlich in die Wüste versetzt. Die unmittelbare Nähe zum Meer eröffnet tolle fotografische Möglichkeiten. Ein Besuch lohnt sich vor allem in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Sonne tief steht und die aufgereihten Sanddünen ihre Tiefenwirkung entfalten.
Stauseen und Miradors
An unserem letzten Urlaubstag machten wir erneut einen Abstecher in die Bergwelt. Wir besuchten unter anderem den Stausee Presa de Las Niñas. Der See liegt im Gemeindegebiet von Tejeda und ist ein Biosphärenreservat der UNESCO. Die wunderschöne Naturlandschaft rund um den See eignet sich bestens für eine Wanderung oder ein gemütliches Picknick. Am See gibt es Parkplätze mit Tischen, Grillstellen, Toiletten und sogar einen Zeltplatz zum Übernachten. Das Wetter war perfekt und so genossen wir den Tag in der freien Natur.
Fazit
Gran Canaria hat mich sehr positiv überrascht. Manche Reiseberichte beschränken Gran Canaria auf den Massentourismus – was der Insel überhaupt nicht gerecht wird. Klar, im Süden gibt es besagten Massentourismus mit riesigen Bettenburgen und Partymeilen. Wer dort einen Pauschalurlaub bucht und die ganzen Ferien am Hotelstrand verbringt, dem bleiben die eigentlichen Schätze der Insel verborgen. Dabei kann Gran Canaria so viel mehr! Es lohnt sich auf jeden Fall einen Mietwagen zu nehmen um alle Facetten der Insel zu erkunden. Fahrten ins Landesinnere dauern zwar wesentlich länger als es die eigentliche Entfernung vermuten lässt, dennoch sind solche Ausflüge sehr lohnenswert um die landschaftliche Vielfalt der Insel wirklich kennen zu lernen. In meinen Augen sind Ausflüge in die Täler und Schluchten sowie auf die Hochebenen und Gipfel, sogar ein absolutes Muss muss jeden Gran Canaria-Besuch. Dann wird schnell klar, warum Gran Canaria als kleiner Kontinent beschrieben wird. Die Insel bietet in der Tat eine beeindruckende landschaftliche Vielfalt auf kleinstem Raum.
Für Natur- und Landschaftsfotografen ist Gran Canaria ein fantastisches Reiseziel. Selten konnte ich in so kurzer Zeit, so viele unterschiedliche Bildmotive aufnehmen. In nur 5 Tagen konnte ich unterschiedlichste Fotos vom Meer und der Küste machen sowie von Wäldern, Bergen, Dünen, grünen Oasen, Wasserfällen, Bachläufen, Schluchten und vieles mehr. Dabei zeigte sich die Insel auch beim Wetter sehr abwechslungsreich. Wir hatten während unserer Reise im Februar viel Sonnenschein und angenehme Temperaturen, aber auch stürmischen Wind in den Bergen mit Schneefall und Graupelschauern sowie dramatische Lichtstimmungen und malerische Sonnenuntergänge an der Küste. So abwechslungsreich wie die Naturräume, so vielfältig sind auch die fotografischen Möglichkeiten. Mir ist die kleine Insel jedenfalls ans Herz gewachsen! Naturliebhabern und Landschaftsfotografen kann ich Gran Canaria deshalb uneingeschränkt als Reiseziel empfehlen.
In der nachfolgenden Bildergalerie findet ihr weitere Impressionen von unserem Urlaub auf Gran Canaria.